Wie Zweifel uns dienen
Zweifel ist ein Fremdwort für dich? Gratuliere! Als hochsensitive Persönlichkeiten sind wir öfters damit konfrontiert, als uns lieb ist. Hast du dich jemals bewusst mit Zweifeln auseinandergesetzt, um sie näher kennenzulernen? Falls dich das Thema interessiert, hast du jetzt die Möglichkeit, Zweifel mit mir etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich teile mit dir Einblicke in meine Perspektive. Vielleicht motiviert dich der Inhalt, deine eigene Beziehung zu Zweifeln zu hinterfragen?
Was sind Zweifel?
Da mich Zweifel bisweilen fast in den Wahnsinn getrieben und einen Grossteil meiner Aufmerksamkeit beansprucht haben, beginne ich schwungvoll mit einer kurzen Zusammenfassung meiner Urteile. Was habe ich über sie geschimpft! Zweifel trennen mich von meiner Klarheit, die eigentlich immer da ist. Zweifel kommen aus dem Verstand und halten mich mental gefangen. Sie verhindern, dass Körpersignale und andere Wahrnehmungen ernst genommen werden. Zweifel behindern nicht nur, sie bremsen aus, halten zurück, sie machen das Leben weniger Lebenswert. Sie halten klein und unwissend. Zweifel hindern mich daran, die zu sein, die ich wirklich bin und aus meiner Kraft zu leben. Sie machen mich total unsicher und nicht selten haben sie mich in die Hoffnungslosigkeit getrieben. Zweifel können Stress begünstigen. Sie sind Ausdruck fehlender Klarheit. Oder sagen wir mal so: Zweifel können so laut sein, dass sie die Klarheit übertönen.
Zweifel erweisen uns einen Dienst
Wie kommt es dazu, dass Zweifel die Führung in unserem Leben übernehmen? Wer gibt ihnen diese Macht? Das sind eindeutig wir selbst, indem wir ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Dazu eine persönliche Anekdote: Ich bin davon ausgegangen, dass es nichts Sinnloses im Leben geben kann. Alles was ist, existiert aus gutem Grund, oder nicht!? Deshalb begann ich, den Zweifeln aufmerksam zuzuhören. Schliesslich sind sie wichtig, oder?! Das habe ich jedoch ständig angezweifelt und mein Verhalten als Fehlerhaft bezeichnet. Aber nein, das Gegenteil ist der Fall! Ich durfte im intensiven Umgang mit Zweifeln über mich hinauswachsen. Klar ist es schöner und leichter ohne Zweifel. Sie schenken uns jedoch die Möglichkeit, tiefer in die menschliche Erfahrung einzutauchen und Erfahrungen zu sammeln, die sonst fehlen. Heute sind sie immer noch da, aber ich nehme sie weniger ernst.
Auch wenn ich Zweifel zuerst negativ dargestellt habe, sind sie ein wertvoller Teil meines Weges. Sie haben mich begleitet, damit ich etwas Wichtiges lerne. Für alles gibt es einen guten Grund. Und genau darum zeige ich dir jetzt auch noch eine andere Seite der Zweifel: Sie bewahren uns vor Fehltritten und führen uns in die eigene Klarheit. Was einer Zweifellawine standhält oder daraus erwächst, hat mit Sicherheit bestand. Daran gibt es nichts mehr zu rütteln. Sie geben sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden und stellen dadurch eine Verbindung zu echtem Wissen her. Am Ende kommt Klarheit heraus. Zweifel regen zur Überprüfung an und führen damit zu Qualität. Sie motivieren dazu, besser zu werden. Sie zeigen uns auch, dass wir noch nicht bereit für den nächsten Schritt sind, weil Vertrauen fehlt.
Woher kommen Zweifel?
Zweifel gehören zur menschlichen Erfahrung und sind deshalb eng verbunden mit dem Verstand. Hat dein Herz, dein Bauchgefühl jemals mit der Antwort gezögert? Falls du nicht sicher bist, tendenziell eher nicht. Im Herz und im Bauch ist alles blitzschnell klar und deutlich. Aber sobald wir diese Information bewusst aufnehmen, kommt der Verstand und zweifelt es an allen möglichen Ecken an. Zweifel orientieren sich an vergangenen Erfahrungen, an kommenden Problemen oder an Ängsten. Mit dem Hier und Jetzt haben sie oft wenig zu tun. Ausser sie dienen der Lebenserhaltung und bewahren uns zum Beispiel davor, von einem Hochhaus herunterzuspringen. In diesem Fall führen sie uns direkt in die Klarheit: Nein, ich springe nicht.
Ein kraftvoller Umgang mit Zweifeln
Zweifel erkennen wir daran, dass sie uns vom Vertrauen wegbringen. Das bedeutet schlussendlich, dass wir aufhören zu zweifeln, wenn wir im Vertrauen sind. Die grosse Frage lautet: Wie komme ich ins Vertrauen? Ich will dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber es dauert, so lange es dauert. Wenn man nicht mit einem intakten (Ur-)Vertrauen gesegnet ist, dann wächst man hinein. Hilfreich ist, den Fokus auf die Wahrnehmung zu richten. Man achtet auf blitzschnelle Antworten, die da sind, bevor man zu denken beginnt. Intuition kann man das nennen. Zweifel werden zur Kenntnis genommen und dann einfach sein gelassen. Das Seinlassen will geübt werden. Schliesslich funktioniert unser Verstand meisterhaft und schafft es immer wieder, uns auf die Ebene zu entführen, wo wir meinen, anstatt zu wissen. Und hier schliesst sich der Kreis: Wenn wir in der Kraft sind, dann vertrauen wir unserem Wissen und stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Diese Erdung stärkt unser Vertrauen. Ganz kurz und einfach formuliert, klingt es dann so: Erde dich, wenn du zweifelst. Tu alles, was dich in deine Kraft bringt. Das wiederum stärkt dein Vertrauen.
Ich wünsche dir viele erhellende Erkenntnisse im Umgang mit deinen Zweifeln. Und vor allem wünsche ich dir, dass du sie willkommen heissen magst, um zu beobachten und an ihnen zu wachsen. Falls du mehr in deine Kraft kommen willst, melde dich gerne bei mir für ein Coaching. Und sonst treffen wir uns vielleicht bei einem nächsten Beitrag wieder hier, wenn es ums Vertrauen geht? Schön, dass du da bist!