Was wir alles sind
Sich selbst zu vergeben ist manchmal die einzige Möglichkeit, um einen Stillstand zu überwinden. Gestern habe ich die innere Notbremse gezogen, um mich vor Selbsturteilen zu beschützen, welche wie eine donnernde Lawine auf mich eingeschlagen ist. Das ist ja kaum auszuhalten diese Härte, diese Abwertung! Verzweifelt habe ich meine Führung um Hilfe gebeten. Sie kam in Form eines Satzes: Versuch mal, dir selbst zu vergeben.
Da gibt es einen Anteil in mir, der furchtbar herzlos auf mich herabschaut und mich ständig zerfetzt. Manchmal auf subtile Art und Weise, andere Male klar und bestimmend. Er ist dazu da mich klein zu halten, meinen Selbstwert zu minimieren und mich zu kontrollieren. Dieser Anteil ist so gewieft, er kann sich sogar verkleiden.
Das Urteilen stoppen und mir selbst vergeben
Früher hatte ich keine Ahnung von der Existenz solcher kritischen Anteile. Etwas später kam die Überzeugung, dass sie von den andern kommen und mit mir nichts zu tun haben. Noch ein bisschen länger hat es gedauert, bis ich mir eingestanden habe, dass diese Anteile meine Kreation sind. Alles in meiner Realität entspringt meiner Schöpfung. Meine Aufgabe ist es, an diesen Themen zu wachsen und damit Frieden zu schliessen. Zu Beginn strömten die Urteile von Aussen auf mich ein. In der Gestalt von Autoritätspersonen, anderen Menschen, der Gesellschaft und manchmal in Form von Ereignissen. Der innere Kritiker, wie Byron Brown diesen Anteil zu nennen pflegt, zeigt sich auch als eine für mich wahrnehmbare Stimme, die aus dem Kopf oder der Umgebung zu mir spricht.
Obwohl ich das Thema schon vor vielen Jahren erkannt und integriert habe, scheint das Theater kein Ende nehmen zu wollen. Das ist manchmal überaus kräftezehrend und erniedrigend. Wozu all die Arbeit, wenn sich ja doch nichts ändert? Die Antwort ist einfach. Das Leben ist dazwischen gekommen. Es hat mich fortgetragen, ist mit mir meinen Weg gegangen und hat mir dabei ganz viel Tiefe geschenkt. Wir sind multidimensionale Wesen auf einer Entwicklungsreise, da gibt es viele Ebenen zu entdecken. Mein wahres Wesen steht auf diese Tiefe. An solchen Erfahrungen reife und wachse ich als Mensch. Dabei erlebe ich das Leben auf eine sehr intensive Art. Ungeachtet dessen, was Mensch sich wünscht, steuert mein wahres Wesen zielstrebig und in aller Gelassenheit darauf hin, den Menschen in mir wachsen zu lassen. Es führt mich in meine wahre Grösse. Das ist eine meiner Aufgaben hier in dieser Inkarnation.
Alles darf sein: Wo Licht ist, ist auch Schatten
Auf diesem Weg geht es zur Zeit wieder einmal darum, mich selbst klarer zu sehen. Wo Licht ist, zeigen sich ebenso die Schatten. Lehne ich sie immer noch ab? Kann ich auf dieser neuen Stufe der Entwicklung liebevoll auf mich herabschauen? Wie ist die Situation jetzt? Verurteile ich mich noch immer für mein Sosein? Kann ich mir meine vermeintlichen Fehler vergeben?
Vergebung erlauben
Das Leben spricht zu mir im Hier und Jetzt. Vergebung ist gefragt. Der Mensch in mir ist traurig, müde und verzweifelt. Gleichzeitig macht sich in mir eine wohlige Wärme breit. Es ist das Licht in mir, das Form annimmt. Härte weicht einer liebevollen Sanftheit. Der Kampf in mir hört auf. Ich vergebe mir meine vermeintlichen Fehler, meine Härte gegenüber mir selbst, das unvollkommen Sein und auch meine Ungeduld. Die Liste ist lang. Ich nehme mir Zeit. Während ich das tue, breitet sich mein Licht in mir aus. Es stärkt mich in meinem Menschsein und lässt mich in meine wahre Grösse wachsen. Danke, dass ich mir diese Entwicklung erlaube!
Ich vergebe mir meine Fehler und lasse diesen Satz wirken, während mein Atem sein Echo in meinem System verteilt. Liebevoll schaue ich auf mich selbst und vergebe mir. Indem ich mich um mich kümmere, übernehme ich Verantwortung für mich. Mein Tun, mein Vergeben zeigt Wirkung. Ich erlebe Selbstwirksamkeit und dabei wächst mein Selbstvertrauen. Alles in seiner Zeit, das ist in der Regel keine einmalige Aktion. Nützlich ist es, auch bei mehrmaligem Wiederholen die Geduld nicht zu verlieren. Dieser Umgang schont die Nerven und gestaltet alles freundlicher.
Kannst auch du dir vergeben?
Hast du schon einmal hingeschaut, wie du dich selbst verurteilst? Welche Form haben deine kritischen Anteile? Erschlägst du dich auch manchmal mit deiner eigenen Härte? Kannst du dir das und weitere „Fehler“ vergeben? Bist du offen für solche Schritte? Oder bist du einfach nur zu und kannst nichts tun? Dann vergebe dir das. Beginne mit etwas und beobachte aufmerksam, was es mit dir macht. Hast du Lust, dich über deine Erfahrungen auszutauschen? Schreibe mir eine Email. Ich bin gerne für dich da.